Artist Statement, Suah Im, 2018
Ich habe über die Schwäche und kleine Größe meines Körpers nachgedacht und mich gefragt, wie ich meinen Körper betrachte.
Mit der Körpergröße von 1.58 Meter und dem Gewicht von 44 kg gehöre ich zu einer Gruppe relativ kleiner Menschen. Tatsächlich fühle ich mich auch klein, besonders bei Begegnungen mit äußeren Gegenständen und Menschen meiner direkten Umgebung im Alltag.
Wenn ich mit meiner Hand die Decke meines Arbeitsraums erreichen möchte, ist dies nicht möglich ohne Hilfe, z.B. die einer Leiter. Wenn die Leiter aber im Vergleich zu meinem Körper zu groß und schwer ist, dann kann ich die Leiter nicht selbst transportieren und richtig positionieren. Hierfür bin ich wiederum auf die Hilfe einer anderen Person oder eines größeren Gerätes angewiesen. Es kann so weitergehen, dass die Menge der benötigten Hilfe sowie das Ausmaß meiner Abhängigkeit von den Hilfsgegenständen oder -personen schnell zunimmt und ich mich dabei umso kleiner und schwächer fühle.
Wie eben beschrieben, bin ich aufgrund der physischen Einschränkungen meines Körpers oftmals mit Schwierigkeiten konfrontiert, wenn ich bestimmte Aufgaben im Alltag bewältigen will. Diese Schwierigkeiten führen mich zur Suche nach Hilfe, die von Gegenständen, Werkzeugen, bestimmten Teilräumen (durch ihre besondere Beschaffenheit) oder Personen geleistet werden kann.
Allerdings ist jedes Hilfsmittel ihrerseits mit seinen eigenen Einschränkungen behaftet. Die Einschränkungen können einerseits von den intrinsischen Eigenschaften der Hilfsmittel herrühren, andererseits aber auch von der Diskrepanz zwischen ihrem ursprünglichen Zweck und dem Nutzen, den ich aus ihnen ziehen möchte.
Solche Einschränkungen, die die Hilfsmittel aufweisen, die Schwierigkeiten, die ich mit den Hilfsmitteln zu bewältigen versuche, und meine Abhängigkeit von den Hilfsmitteln frustrieren und irritieren mich manchmal sehr. Ich lasse meine schlechte Laune dann an die Gegenstände aus, die ich für meine Arbeiten verwende, und baue den Stress ab, indem ich die Eigenschaften, Strukturen und Verwendungszwecke der Gegenstände verändere.
Durch den Umgang mit den Hilfsmitteln bzw. Gegenständen gehe ich auf Beziehungen mit ihnen ein. Diese Beziehungen stelle ich mir so vor, als würden Verbindungslinien zwischen mir und den Gegenständen existieren und stünde jede Verbindungslinie unter enormer Zugspannung. Die Spannung entsteht dadurch, dass zwei Kräfte in meiner Psyche koexistieren und im Gleichgewicht zueinander stehen. Die eine Kraft ist nämlich diejenige, mit der ich an den Gegenständen festhalte und in Abhängigkeit von diesen Gegenständen bleibe. Mit der anderen Kraft versuche ich mich dagegen von den Gegenständen zu trennen, wegzubewegen und unabhängig zu werden.
Die Einwirkung und das Zusammenspiel dieser Kräfte transformieren die Gegenstände, mit denen ich in Beziehungen stehe, und auch die Beziehungen selbst.
Durch diese Transformationen möchte ich neue Möglichkeiten, noch undefinierte Identitäten und unentdeckte Potentiale finden, so wie ich auch in meinem Körper noch nach weiteren Potentialen schaue.