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GLÄNZT_ Werner-Pokorny Preisträger*innen, Q-Galerie

Zunge I-II, 2022

Installation
(Metall, Stoff, Räder, Zeichnung)

Suah Im wendet in ihren künstlerischen Arbeiten Verhaltensweisen und Methoden der positiven Psychologie zur Selbstwirksamkeit, Selbstmotivation und Selbstoptimierung an, um eigenen Schwächen wie Antriebslosigkeit und Depression zu widerstehen und sie bekämpfen.

Diese Haltung zeigt sich darin, berühmte Sprüche zu extrahieren und sie auf Körperteile wie Tätowierungen zu ritzen.

Auf den beiden Zungen der auf den Boden gelegten Puppen „Zunge I-II, 2022“ sind die in den Gesprächen des Konfuzius (論語) erwähnten Worte „군자대로행 (君子大路 行, Gun-Sa-Dae-Ro-Haeng)“ in Hangeul (Koreanisches Alphabet) sowie Friedrich Nietzsches Worte „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“ geschrieben.

„군자대로행 (Gun-Sa-Dae-Ro-Haeng)“ bedeutet, dass ein Herr (Heiliger, Übermensch) nicht eine schmale und isolierte Straße nimmt, nur weil es eine Abkürzung ist, sondern nur die große Straße. Insbesondere bedeutet es, dass tugendhafte Menschen keine beschämenden Dinge tun und recht und richtig handeln.

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Ausweg (&Laufen), 2022

Video Installation
(Metall, Bildschirm, Stoff, Epoxidharz, Zeichnung)

Eine kurze Geschichte des verhärteten Vorhangs

 

Unser Zimmer in der halb unterirdischen Lage hatte ein großes Fenster. Es war sogar größer als mein Körper und hatte keinen Einbruchschutz. Vom Zimmer aus sah man draußen nur Füße und Beine, doch von außen war alles im Zimmer zu sehen.

Das Fenster ohne Fenstergitter machte mir Sorgen. Ich und meine Schwester hängten einen schönen bunten Vorhang am Fenster auf. Das war das Einzige, was wir tun konnten.

 

Früh am Morgen weckte mich meine Schwester: „Suah, wach auf!‟ Sie bekam einen Schrecken und drückte dabei die Bibel an die Brust. Als sie aus einem Albtraum erwacht war, konnte sie

sehen wie jemand versuchte das Fenster von außen zu öffnen. Vor Angst hatte sie sich unter ihrer Decke versteckt.

Mit tief verstellter und starker, männlicher Stimme schrie sie: „Wer ist da?‟ Worauf die Person sofort floh.

 

Seit meinem 12. Lebensjahr, bis zum Tag an dem ich nach Deutschland flog,

wohnte ich 10 Jahre lang in diesem Zimmer. Es scheint mich angestrengt zu haben in diesem Zimmer zu leben.

Statt starken Fenstergittern war da nur dieser schwache Stoff der mich stützten sollte.

Er war so schwach wie ich, und ich wollte ihn verstärken.

 

So musste der Vorhang verhärtet werden.

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